Eine Geschichte die ich gerne bestätigen kann, in München gibt es keine "Brötchen" und keinen "Guten Tag":
Als ich vor etwa 20 Jahren nach München gezogen bin, da habe ich mir nach meiner ersten Nacht, in der Früh erst einmal ein schönes Frühstück machen wollen. Natürlich mit frischen Brötchen! Wenn die nächste Bäckerei ja auch bloß ein paar Schritte entfernt ist, liegt die Idee ja auch - im wahrsten Sinne des Wortes: nahe!
Frohgelaunt gehe ich in also diesem sonnigen Junimorgen in die Bäckerei und grüße freundlich mit "Guten Tag" und bekomme schon den ersten Dämpfer und einen Geschmack von dem was ich später als die Definition des "Granteln" kennenlerne ... "Grüß Gott, heißt das!", schmettert mir die Backwarenfachverkäuferin mürrisch entgegen.
Das kann ja lustig werden denke ich mir und sage also "Grüß Gott, ich hätte gerne 3 Brötchen." Und stehe schon, ohne es zu wissen, im nächsten Fettnäpfchen, in denen ich mich besser langsam wohl fühlen sollte, denn es bleibt, weder an diesem Tag, noch in den nächsten 20 Jahren, das Letzte.
Flugs werde ich belehrt, dass man - trotz der gutbestückten Auslage - hier keine Brötchen verkauft. Semmeln aber, so lerne ich, werden hier in allen Varianten angeboten und dürfen auch gekauft werden.
Der Tag verspricht - außer sonnig - also auch noch sehr lehrreich zu werden. Perfekt! Da stehe ich also hier, in meinem Heimatland, in das ich nach 3 Jahren Abwesenheit, aus USA zurückgekehrt bin, wo man mich trotz meines Asuländerstatuses eher selten belehrt hat und lasse mich von der Backwaren-geschulten Fachverkäufern nun auch noch in Deutsch belehren. Oh Verzeihung, hier ist es genau wo ich den ersten Denkfehler beging! Ich befinde mich zwar technisch gesehen in Deutschland, wo auch Deutsch gesprochen wird, aber praktisch gesehen bin ich ja nun in Bayern, präziser gesagt: in München! Und hier bin ich eben nur ein "Saupreiss" und Deutsch kann eben auch eine Sprache mit vielen Facetten sein, und das nicht nur in München.
Ach wäre ich doch in New York geblieben möchte ich leise vor mich hinsummen, doch das nutzt nun alles nichts, auch in München muss ich schließlich etwas essen und in 2 Stunden trete ich schon meinen ersten Arbeitstag an, also lieber auf keine Diskussionen einlassen, Augen zu und "durch"!
Welcher Teufel mich aber geritten hat, mir einzubilden ich bräuchte noch einen "Berliner" ... das werde ich wohl niemals herausfinden. Naiv wie ich bin sage ich also ganz freundlich: "Einen Berliner bitte noch". Das muss das Fass zum überlaufen gebracht haben, denn schon höre ich die freundliche Verkäuferin mit kaum überhörbarem, genervtem Unterton sagen: "Krapfen meinen Sie sicher!"
"Whatever!", schießt es mir durch den Kopf und ich frage mich ob ich mich nicht das nächste Mal besser mit meinen Englischkenntnissen durch diese Stadt kämpfen sollte ... Zum Abschied hätte ich beinahe aus lauter Höflichkeit "Auf Wiedersehen", oder "Tschüss" gesagt, aber ich ich habe mir noch rechtzeitig auf die Zunge gebissen, ich bin mir sicher ich wäre wieder eines Besseren belehrt worden. Also sage ich nur "Danke" und gehe und stelle zuhause fest, dass ich ja gar nichts habe womit ich meine "Semmeln" belegen oder bestreichen kann. Aber so schnell traue ich mich nicht nochmal etwas einzukaufen und quetsche mir etwas Marmelade aus dem "Krapfen", der glücklicherweise großzügig befüllt war, auf die erste Semmel meines Lebens, die ürigens wie ein stinknormales Brötchen geschmeckt hat!
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