Es gibt Dinge im Leben - und in der Wirtschaft die eigentlich total simpel und doch hochkompliziert sind. Ich möchte es da mal mit der "Maus" halten und das ein bisschen so erklären, dass man es auch ohne Hochschulstudium verstehen kann.
Eins dieser Phänomene ist zum Beispiel das Abwandern der Industrie in Staaten / Länder in denen sie billiger produzieren können. Nun sollte man ja, wenn man ein wenig naiv ist glauben: Ahhhh, da wird billiger produziert, dann ist das Produkt auch preiswerter und wir können mehr davon kaufen. Das wäre ja prima. Denn das würde der Wirtschaft gut tun. Tja, funktioniert leider so nicht.
Billiger produziert wird, ja. Aber woanders, weswegen es der Wirtschaft "dort" erst mal ein wenig beser geht und unserer Wirtschaft ein wenig schlechter, weil die Menschen die vorher in der Produktion beschäftigt waren erst mal arbeitslos sind. Wer arbeitslos ist hat nicht viel Geld / Kaufkraft zum Erwerb von Produkten, die nicht wirklich lebensnotwendig sind. Billiger produziert wird da, wo auch das Leben billiger ist. Leider kaufen diese Menschen aber auch nicht wirklich viel von den Produkten, denn sie verdienen ja nicht so richtig viel und die Produkte sind ja immer noch teuer.
Ja, liebe Kinder ihr habt das schon richtig erkannt, nun produziert die Firma zwar billiger, aber die Menschen die vorher ihre Produkte eingekauft haben, haben jetzt kein Geld mehr dazu und die Menschen die nun ihre Produkte produzieren verdienen zwar Geld aber nicht so viel, dass sie sich die Produkte wirklich leisten könnten. Jetzt spart das Unternehmen zwar Geld, aber verliert genausoviel oder noch mehr auf der anderen Seite, weil immer weniger Leute ihre Sachen kaufen. Das hat also leider nicht viel genutzt.
Das ist natürlich ein Prozess, der nicht so wahnsinnig schnell geht, darum merken die Manager dieser Unternehmen erst mal gar nicht wie dumm sie waren, denn an erster Stelle freuen sie sich, dass sie jetzt Geld gespart haben, das sie ihren Aktionären geben können und sich selber die Gehälter erst mal ordentlich aufstocken, weil sie so klug und schlau waren billiger zu produzieren.
Bis sie dann endlich merken, dass ihre Gewinne sinken, dann suchen sie einen Schuldigen unter ihren Manager-Kollegen. Dass sie einfach eine ganz blöde Idee hatten mit dem billiger produzieren und das auf Dauer nicht gutgehen konnte, das merken sie aber immer noch nicht. Und dann beschimpfen sie sich gegenseitig wer schuld daran ist, dass die armen Aktionäre dieses Jahr keine goldene Dividende bekommen, sondern nur golgene Kugelschreiber auf der goldenen Aktionärsversammlung. Und dann schimpfen die Aktionäre auch ganz doll und dann muss ein Manager gehen. Aber ihr braucht jetzt nicht erschreckt zu sein, dass der arme Manager jetzt auch arbeitslos wird oder so. Erst mal bekommt der Manager dafür dass er die Schuld auf sich genommen hat eine ganz große Abfindung, von der kann er seinen Kinder ganz tolle Geschenke kaufen und einen super Urlaub machen. Da muss er nicht so sparen wie euer Papi, der seinen Job wegen ihm verloren hat. Mit den Managern ist das nämlich so wie mit den Katzen. Die fallen immer auf die Füsse. Die kriegen nämlich nicht nur eine ganz tolle Abfindung, sondern werden oft auch noch ein paar Jahre am Gewinn der Firma beteiligt der es jetzt nicht so gut geht. Darum muss die Firma leider noch mehr Leute entlassen, obwohl die billiger produzieren, aber weil ja nicht mehr so viel gekauft wird, muss man das Geld ja irgendwo herkriegen.
Und bald darauf kriegt der Manager einen ganz tollen neuen Job, ganz oft sogar in einem Vorstand und da verdient er dann noch mehr Geld und hat einen superschönen Vertrag in dem dann drin steht, dass er wenn er die Firma verlässt wieder ganz viel Geld kriegt und noch eine Weile am Gewinn beteiligt wird.
Ja, und so geht das dann immer weiter. Und irgendwann müssen dann leider ganz viele Firmen schliessen, das nennt man oft auch Konkurs anmelden. Aber das ist auch nicht so schlimm, weil die Manager da schon vorgesorgt haben, dass sie danach nicht so ganz arm werden. Die anderen Leute die in der Firma arbeiten, die haben leider Pech gehabt, denn so viel Geld gab es nicht, dass da jeder was von gehabt hätte. Aber das macht den Managern nicht viel aus, weil es ihnen ja noch gut geht und für die anderen sorgt dann schon der Staat. Da gibts ganz tolle Sachen wie Arbeitslosengeld, Hartz IV und schicke andere Sachen. Das ist leider nicht so viel, darum könnt ihr auch nicht wie die Managerkinder trotzdem noch in Urlaub fahren und Weihnachtsgeschenke kriegen, aber wenigstens dürft ihr in der Suppenküche umsonst essen.
Das dürfen die Managerkinder nämlich nicht. Die müssen ganz oft richtig eklige Sachen essen, die heissen Kaviar (das sind Fischeier, die sind ganz winzig klein, salzig und schmecken eklig), oder Escargot (das sind Schnecken, so welche wie es auf dem Weinberg gibt), manchmal gibt es Bries (das sind die Gehirne von süssen kleinen Kälbern, die man geschlachtet hat, die brauchen nach dem schlachten ihr Gehirn nicht mehr und darum kann man das dann essen, aber leider werden die Leute die das essen davon auch nicht schlauer, was echt schade ist) manchmal müssen die armen Managerkinder auch Muscheln essen, die sind ganz doll glibberig und wenn man Pech hat kriegt man sogar eine Vergiftung davon. Da schmeckt es in der Suppenküche wirklich besser. Und in der Suppenküche muss man auch nicht immer so gestelzte teure Sachen anziehen die man nicht drekig machen darf, wie in den Restaurants in denen die armen Managerkinder so eklige Sachen essen müssen.
Was die Manager - und Kinder, das dürft ihr denen echt nicht übel nehmen - mal wieder vergessen haben, der Staat der holt sich das Geld was er verteilt auch wieder. Da gibt es so einen Topf in den wird alles mögliche einbezahlt, Steuern jeder Art und noch einige andere Kleinigkeiten, und Steuern will der Staat auch von den Managern, das passt den Managern aber immer gar nicht, weil die natürlich von dem sauer verdienten Geld (sauer heisst das darum, weil so viele Menschen die produzieren auf sie echt sauer sind) gar nichts abgeben wollen. Und dann suchen die Manager nach Verstecken für das saure Geld, die Verstecke haben so lustige Namen wie Steuerschlupfloch, Schweizer Nummernkonto, Abschreibungen und dann auch noch ganz schicke fremdländische Begriffe wie offshore-banking und mehr. Das gefällt dem Staat nicht so gut und weil der Staat auch nicht gerne Probleme mit den Managern hat, weil viele Leute die für den Staat arbeiten, die nennt man meist Politiker, auch mal Unternehmens-Manager waren, und die auch viele Freunde haben die Manager sind, die ihnen manchmal Geschenke machen. Ihr wisst schon, so wie die Oma und der Opa und Tante Elfriede, wenn die Euch zu Weihnachten und Geburtstag einen Umschlag mit Geld schicken, also solche Geschenke kriegen die Politiker von den Managern auch ganz oft. Eigentlich dürfen die das gar nicht annehmen, aber sie wollen ja auch nicht dass ihre Manager-Freunde mit ihnen böse sind, darum nehmen sie es dann doch und das heisst dann manchmal auch "Amigo-Affäre" oder "Spenden-Affäre". Aber das erklären wir jetzt nicht genauer.
Jedenfalls können die Politiker ganz oft das Geld, das sie Euren Mamis und Papis geben bei den Managern nicht bekommen und dann überlegen sie eben wo sie es herkriegen. Denn ihr kennt das ja, wenn man kein Geld im Portemonnaie hat kann man ja auch nichts hergeben. Meistens fällt ihnen dann ein, dass es ausser den Managern und den Arbeitslosen, von denen sie ja nichts bekommen können auch noch ein paar Menschen gibt, die noch einen Job haben, aber da nicht so schrecklich viel verdienen, aber doch genug, dass sie nicht hungern müssen und auch ab und zu mal in Urlaub fahren können. Und dann haben die Politiker ganz schlaue Ideen wie sie das Geld von denen bekommen.
Aber lange geht das immer nicht gut, weil die dann plötzlich anfangen müssen Schulden zu machen, oder auch ihre Arbeit verlieren, ja und dann hat der Staat wieder ein Problem. Und dann kriegen irgendwann die Manager ein Problem weil kein Unternehmen sie mehr haben will, und dann gehen sie auch mal ganz gerne in die Politik, oder werden Berater.
Berater, das sind übrigens die allerschlimmsten. Die kriegen nämlich ganz viel Geld dafür, dass sie einem Unternehmen sagen, was ihr Manager falsch gemacht hat und weil diese Manager sie ja damit beauftragt haben ihnen zu sagen was sie falsch gemacht haben bezahlen sie den Beratern ganz viel Geld für ihre Beratung, und entlassen dann wieder ein paar Mitarbeiter, damit sie das Geld für die Beratung wieder hereinbekommen. Und dann sind wir schon wieder bei den Arbeitslosen.
Ihr seht also, liebe Kinder, diese Zusammenhänge sind zwar einfach aber doch hochkompliziert und darum hat es bis jetzt auch noch niemand geschafft aus diesem sinnlosen Kreislauf in dem die Katze sich selbst in den Schwanz beisst ein richtig gut funktionierendes System zu machen.
Und so passiert es dann, dass es in der Zeitung Schlagzeilen gibt wie: "Jeder dritte Münchner verschuldet sich für Einkauf" Denn die Münchner, aber auch die Hamburger, Bremer, Düsseldorfer und sogar die Hintertupfinger haben ja von ihren Eltern gelernt und die haben von den Politikern und Managern gelernt. Und so kann das System natürlich immer nur so lange funktionieren wie es genug Leute mit Arbeit gibt, die die Zeche bezahlen.
Wenn ihr mal älter seid, dann versteht ihr das System auch besser und dann kennt ihr auch die wunderschönen Fachbegriffe und könnt das ganze als ein schmuckes Wirtschaftssystem mit coolem Namen identifizieren und mit vielen Fremdwörtern um Euch hauen wenn ihr es erklärt, aber im Grunde bleibt es trotzdem das selbe. Warum also nicht gleich vereinfachen und beim Namen nennen.
Und nun gebt schön Acht und Gute Nacht.
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